Dresdens erster Elektrobus on Tour (Teil 2)

1975 fuhr der letzte O-Bus über das Blaue Wunder. Ab Montag rollt sein nachfolger nach Bühlau.

Ohne Rucken setzt sich der grün-weiße Elektrobus des Fraunhofer-Instituts vom Grunaer Busdepot langsam in Bewegung. Doch statt wie bisher als Linie 61 in Richtung Löbtau zu fahren, lenkt Wissenschaftler Reicke Jungnick von der Tiergartenstraße nach rechts auf die Karcherallee ein. Weiter geht es in Richtung Striesen.

Wir sind sehr glücklich, unseren Praxis-Testbetrieb mit dem E-Bus ab Montag über das Blaue Wunder bis zum Uzllersdorfer Platz um weitere drei Monate ausdehnen zu können“, sagt der Forscher vom Fraunhofer Institut für Verkehr- und Infrastruktursystem (IVI). Diese Strecke über die Grundstraße sei durch die Steigung eine besondere Herausforderung, denn vom Körnerplatz bis zur Bautzner Landstraße müssen knapp 140 Höhenmeter überwunden werden. „Aber unsere bisherigen Tests mit Wasserbehältern haben gezeigt, dass unser Batteriebus überhaupt kein Problem damit hat. Er beschleunigt gut und verbraucht für die 19,5 Kilometer lange Strecke vom Busbahnhof Gruna bis zum Ullersdorfer Platz und zurück lediglich 30 Prozent seiner Batterieleistung“, sagt Jungnicks Kollege Sven Klausner. Die bisherige Teststrecke von Gruna nach Löbtau, auf der der zwölf Meter lange Elektrobus seit dem 03. November 2014 Fahrgäste befördert hat, sei sehr eben gewesen. „Wir wollen mit dem neuen Praxistest untermauern, dass die Batterieleistung auch für anspruchsvolle Strecken geeignet ist“, sagt Klausner.

Hinzu kommt, dass es mittlerweile 40 Jahre her ist, dass ein elektrisch betriebener Bus über das Blaue Wunder gerollt ist. Am 28. November 1975 wurde der O-Bus-Betrieb in Dresden aufgrund von Materialmangel eingestellt. „Dieses geschichtsträchtige Jahr wollten wir natürlich nutzen, um unsere Forschung in dresden weiter voranzutreiben“, sagt Reicke Jungnick. Zwölf Busfahrer der DVB sind mittlerweile auf dem Elektrobus geschult. Sie wissen genau, wie sie an die hochmoderne Ladestation am Busbahnhof Gruna heranfahren müssen, damit die Batterie vollautomatisch per ausklappbarem Stromabnehmer geladen werden kann. Bereits vor der Einfahrt zum Depot erhält die Ladestation per Funk ein Signal vom Bus, das ihr den Verbrauch der Batterie anzeigt. „Wir benötigen lediglich sieben Minuten, um den Bus für seine Fahrt nach Bühlau wieder aufzuladen“, sagt Forscher Klausner. Für die ebene Teststrecke nach Löbtau sei die Ladezeit mit viereinhalb Minuten deutlich kürzer gewesen. „Am günstigsten für die Lebensdauer der Batterie wäre es, sie an einzelnen Haltestellen für 20 bis 30 Sekunden aufzuladen. Das dauert gerade so lange, wie Fahrgäste ein- und aussteigen“, sagt Klausner. Doch diese Stationen müssten finanziert werden. Ab Montag bis zum 30. April ist der Elektrobus von 06:30 bis 23:30 Uhr im Einsatz, zwei Stunden länger als bisher. Er fährt zusätzlich zum normalen Fahrplan der Linie 61.

Elektromobilität hat in Dresden Tradition. Bereits 1903 wurde eine Strecke zwischen Industriegelände und Klotzsche eröffnet, die aber 1905 wieder stillgelegt wurde. Am 08. November 1947 startete der Oberleitungs-Verkehr in Blasewitz, 1949 wurde eine Strecke nach Weißig eröffnet. Es folgten weitere, ab 1964 fuhr die Linie 61 nach Löbtau. 1975 endete dieser umweltfreundliche Verkehrsversuch.

Quelle: Sächsische Zeitung vom 21./ 22. Februar 2015


Die neue Route des Fahrzeugs ist auf der Linie E61 zwischen Btf. Gruna und Bühlau! (Anm. stena)

 


Am 27. Februar machte ich mich auf den Weg um den "Elektrobus" auf seiner neuen Strecke zu dokumentieren! Leider hatte ich etwas Pech das er nach seiner Fahrt nach Bühlau einen "Defekt" bekam und mit große Verspätung als Dienstfahrt zurück zum Schillerplatz fuhr. Dort stand er einige Zeit und wurde dann vermutlich vom Werstatt- oder Projekt-Betreuungspersonal nach Gruna überführt! Am Nachmittag war das Fahrzeug dann schon wieder im Einsatz!

Nachtrag:

Am Freitag gab es einen kurzzeitigen Ausfall des Testbusses des IVI- Fraunhofer Institutes. Eine Sicherung an einer Wasserpumpe war kurz vor 14 Uhr auf der Grundstraße kaputtgegangen, wie Wissenschaftler Reicke Jungnick informiert. „Wir mussten den Bus dann ganz langsam zum Grunaer Busbahnhof zurückfahren lassen“, so Jungnick. Da im Bus umfangreiche Messtechnik installiert ist, die ihre Daten permanent an das Institut sendet, wussten die Forscher bereits, welche Probleme der rein elektronisch fahrende Bus hat. Nach anderthalb Stunden Reparatur konnte er planmäßig weiterfahren. Nach einer knappen Woche Testbetrieb auf der Strecke von Gruna zum Ullersdorfer Platz haben die Wissenschaftler bereits herausgefunden, dass der Elektrobus weniger Energie verbraucht als auf der vorherigen Teststrecke von Gruna nach Löbtau. Zwar müsste er die steile Grundstraße hochfahren, doch genau dort gewinnt er auch auf dem Rückweg viel Energie zurück.

Quelle: Sächsische Zeitung vom 03. März 2015


Fahrten des Busses werden mit dem Ziel "Bühlau" an den DFI's angezeigt!