Standseilbahn fährt seit 18.04.2014 wieder

Vom 06. Januar bis 17. April 2014 wurde an der Standseilbahn eine Hauptuntersuchung durch geführt. Dazu kamen auch die Wagen zur Durchsicht nach Dessau! (stena)

Erdacht als Transportmittel für Güter, befördern Bergbahnen inzwischen vor allem Menschen auf Höhen. Doch die Anlagen sind nicht nur Verkehrsmittel, sondern oft Aushängeschild für Städte. So wie die Dresdner Standseilbahn, die seit Karfreitag wieder fährt.

Teuer und faszinierend: In Deutschland gibt es weit über 1.000 Bergbahnen; 14 davon sind Teil des öffentlichen Nahverkehrs in Städten, wie der Bergbahn-Experte der Dresdner Verkehrsbetriebe, Carsten Lauterbach, sagte. Nach gut drei Monaten gründlicher Inspektion nahm an Karfreitag eine davon, die Dresdner Standseilbahn, ihren Betrieb zwischen den Nobelvierteln Loschwitz und Weißer Hirsch wieder auf - Letzteres ist bekannt aus Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“. Für rund 350.000 Euro waren technische Anlagen und Bauten überprüft und die historischen Wagen aufgearbeitet worden.

Wer zu Ostern einsteigt, bekommt auf der knapp fünfminütigen Fahrt hinauf zum „Balkon von Dresden“ Schriftsteller Tellkamp auf’s Ohr. „Er hat vor ein paar Jahren extra Kurztexte für Berg- und Talfahrt geschrieben und eingesprochen“, sagte Falk Lösch von den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB). Sie werden aber nur zu besonderen Anlässen eingelegt.

Auch die Bergbahnen in Chemnitz, Oberweißbach, Bad Ems, Koblenz, Baden-Baden, Künzelsau, Stuttgart, Bad Wildbad, Wiesbaden und Heidelberg sind Teil des öffentlichen Stadtverkehrs. 1862 war in Frankreich die weltweit erste Bahn in Betrieb gegangen, bis zur Hoch-Zeit in den 1930er Jahren wurden zahlreiche dieser Anlagen gebaut, manche aber später eingestellt.

Abgesehen von Künzelsau, wo 1999 die modernste Verbindung in Betrieb ging, sind die Verkehrsmittel auch Anziehungspunkte für Besucher. „Die Anlagen sind oft Unikate“, erklärte Ingenieur Steffen Dutsch von der TU Dresden, die Faszination. Und der Anteil der Touristen überwiege bei den Fahrgästen, wie in den beiden Dresdner Bergbahnen.

Dresdner Bahn auf Platz drei bei Fahrgastzahlen

Mit rund 400.000 Passagieren im Jahr ist die Dresdner Standseilbahn die Nummer 3 in Deutschland, sagte Lauterbach. Etwa ein Viertel sind Dauerfahrgäste, der Rest Touristen und Ausflügler, schätzt die DVB. Wegen des hohen Aufwands für Pflege und Unterhaltung sind Bergbahnen ein teures Vergnügen, gab auch DVB-Sprecher Lösch zu. „Der der Nahverkehr ist europa- wenn nicht weltweit ein Verlustgeschäft.“

Die DVB unterhält am Elbhang auch die älteste Bergschwebebahn der Welt. „Und quasi ein Prototyp: Sie hat viel Technik einer Standseilbahn, fährt aber nicht auf einem Seil, sondern auf einem Träger, auf dem Schienen montiert sind“, erklärte Experte Lauterbach. Diese Einschienenberghängebahn sei als Konstruktion weltweit einzigartig, „ein Verbindungsglied zwischen Standseilbahn und Seilschwebebahn“. Pro Jahr befördert sie rund 300.000 Menschen von Loschwitz nach Oberloschwitz.

Wissenschaftler Dutsch sieht Ansätze für eine Renaissance der Seilbahnen als Transportmittel. „Das wird dort in Erwägung gezogen, wo es kaum mehr Fläche für Verkehr gibt, anstelle einer Brücke etwa“, sagte er. „Seilbahnen lassen sich automatisch betreiben, mit nur wenig Personal und großer Kapazität“, zählte er die Vorteile auf.

Für Dresden sind die über 100 Jahre alten Bergbahnen auch aus anderen Gründen ein unverzichtbarer Schatz: Sie stehen unter Denkmalschutz und zählen zu den Wahrzeichen der Elbestadt. Und kaum ein anderes Verkehrsmittel errege so großes öffentliches Interesse, nannte Lösch einen weiteren Aspekt. „Da ruft sogar das ZDF bei mir an - das machen die sonst nie.“

Quelle: Sächsische Zeitung Online vom 18.04.2014